Architektur-Pattern

10 Software-Architektur-Pattern auf den Punkt gebracht

Hast du dich schon einmal gefragt, wie große unternehmensweite Systeme entworfen werden? Bevor die eigentliche Softwareentwicklung beginnt, müssen wir eine geeignete Architektur auswählen, die uns die gewünschten Funktionalitäten und Qualitätsmerkmale bietet. Daher ist es entscheidend, verschiedene Architektur-Pattern zu verstehen und ihre jeweiligen Vor- und Nachteile zu kennen, bevor wir sie auf unser Design anwenden. Eine fundierte Auswahl der Architektur beeinflusst nicht nur die Leistungsfähigkeit und Skalierbarkeit des Systems, sondern auch Faktoren wie Wartbarkeit, Erweiterbarkeit und Sicherheit. Es ist daher wichtig, sich intensiv mit den unterschiedlichen Architekturmustern und -ansätzen auseinanderzusetzen, um die bestmögliche Lösung für die spezifischen Anforderungen des Projekts zu finden.

Was ist ein Architektur-Pattern?

Laut Wikipedia (aus dem englischen übersetzt):

Ein Architektur-Pattern ist eine allgemeine, wieder verwendbare Lösung für ein häufig auftretendes Problem in der Softwarearchitektur innerhalb eines bestimmten Kontexts. Architektur-Muster ähneln Software-Design-Pattern, haben jedoch einen breiteren Anwendungsbereich.

In diesem Artikel werde ich kurz die folgenden 10 gängigen Architektur-Pattern mit ihren Einsatzmöglichkeiten, Vor- und Nachteilen erklären.

1. Layered-Pattern (Schichten-Pattern)

Das Layered-Pattern organisiert die Softwarearchitektur in verschiedene Schichten, wobei jede Schicht eine bestimmte Verantwortung übernimmt und nur mit benachbarten Schichten interagiert. Es ist ein klassisches Pattern für die Trennung von Anliegen (Separation of Concerns). In der Regel gibt es eine Präsentationsschicht, eine Geschäftsschicht und eine Datenspeicherschicht.

Beispiel: Eine typische Webanwendung könnte aus folgenden Schichten bestehen:

  • Präsentationsschicht: Beinhaltet die Benutzeroberfläche (UI).
  • Geschäftsschicht: Enthält die Geschäftslogik und die Regeln der Anwendung.
  • Datenzugriffsschicht: Verantwortlich für die Kommunikation mit der Datenbank.

Vorteile:

  • Erhöhte Wartbarkeit und Erweiterbarkeit durch klare Trennung der Verantwortlichkeiten.
  • Bessere Wiederverwendbarkeit von Komponenten.

Nachteile:

  • Komplexität und Performance-Einbußen durch die Trennung in viele Schichten.

2. Client-Server-Pattern

Das Client-Server-Pattern teilt das System in zwei Hauptkomponenten: den Client, der Anfragen stellt, und den Server, der diese Anfragen bearbeitet und darauf antwortet. Der Client und der Server kommunizieren über ein Netzwerk.

Beispiel: Ein Webbrowser (Client) sendet eine HTTP-Anfrage an einen Webserver, der die angeforderte Webseite zurückgibt.

Vorteile:

  • Ermöglicht eine klare Trennung von Verantwortlichkeiten.
  • Skalierbarkeit, da Server mehrere Clients bedienen können.

Nachteile:

  • Abhängigkeit von Netzwerkverbindungen.
  • Wenn der Server ausfällt, sind alle Clients betroffen.

3. Master-Slave-Pattern

Im Master-Slave-Pattern gibt es eine zentrale Komponente (Master), die die Kontrolle über mehrere abhängige Komponenten (Slaves) hat. Der Master leitet Anfragen an die Slaves weiter oder steuert deren Ausführung.

Beispiel: In einer Datenbankreplikation könnte der Master-Server Schreiboperationen durchführen, während die Slave-Server nur Leseoperationen ausführen.

Vorteile:

  • Lastenverteilung und Redundanz.
  • Bessere Leistung durch spezialisierte Aufgabenaufteilung.

Nachteile:

  • Der Master kann ein Single Point of Failure werden.
  • Komplexe Synchronisation zwischen Master und Slaves.

4. Pipe-Filter-Pattern

Das Pipe-Filter-Pattern strukturiert das System als eine Kette von Filtern, die Daten verarbeiten und die Ausgaben an das nächste Filter weitergeben. Jedes Filter führt eine bestimmte Operation auf den Daten aus, und die Verarbeitung wird in mehreren Stufen durchgeführt.

Beispiel: Ein Textverarbeitungssystem, in dem Texte durch verschiedene Filter (z.B. Rechtschreibprüfung, Formatierung, Übersetzung) verarbeitet werden, bevor der endgültige Text ausgegeben wird.

Vorteile:

  • Einfach zu erweiternde Systeme, da neue Filter einfach hinzugefügt werden können.
  • Gute Trennung der einzelnen Verarbeitungsschritte.

Nachteile:

  • Performance-Probleme, wenn die Verarbeitungskette sehr lang wird.

5. Broker-Pattern

Das Broker-Pattern trennt Clients und Server durch einen Vermittler (Broker), der für die Kommunikation und Koordination zwischen den Komponenten verantwortlich ist. Der Broker ermöglicht die Kommunikation über unterschiedliche Netzwerke oder Protokolle hinweg.

Beispiel: In einem verteilten System, in dem verschiedene Dienste über ein Messaging-System miteinander kommunizieren, könnte ein Broker für die Nachrichtenweiterleitung zuständig sein.

Vorteile:

  • Flexibilität bei der Kommunikation zwischen verschiedenen Systemen.
  • Erleichtert die Integration unterschiedlicher Systeme.

Nachteile:

  • Der Broker kann ein Performance-Engpass sein.
  • Komplexität in der Verwaltung von Nachrichten und Zuständen.

6. Peer-to-Peer-Pattern (P2P)

Im Peer-to-Peer-Pattern kommunizieren gleichwertige Knoten (Peers) direkt miteinander, ohne einen zentralen Server oder Broker. Jeder Knoten kann sowohl Anfragen stellen als auch beantworten.

Beispiel: BitTorrent, ein P2P-Dateifreigabesystem, bei dem jeder Nutzer sowohl Dateien herunterladen als auch hochladen kann.

Vorteile:

  • Redundanz und hohe Verfügbarkeit durch die Dezentralisierung.
  • Gute Skalierbarkeit, da das System wächst, wenn mehr Peers beitreten.

Nachteile:

  • Sicherheit und Datenschutz können problematisch sein.
  • Schwierigkeit bei der Verwaltung und Kontrolle des Netzwerks.

7. Event-Bus-Pattern

Im Event-Bus-Pattern wird ein zentraler Event-Bus verwendet, um Ereignisse zu verwalten und an interessierte Komponenten zu verteilen. Komponenten veröffentlichen Ereignisse, und andere Komponenten abonnieren diese Ereignisse, um auf sie zu reagieren.

Beispiel: In einer E-Commerce-Anwendung könnte ein Event-Bus verwendet werden, um Benachrichtigungen über neue Bestellungen, Zahlungen oder Lagerbestände zu verbreiten.

Vorteile:

  • Entkopplung der Komponenten, was die Wartbarkeit und Erweiterbarkeit erhöht.
  • Erleichtert die Implementierung von Reaktionsmechanismen.

Nachteile:

  • Die Komplexität des Event-Bus kann bei großen Systemen wachsen.
  • Mögliche Latenz in der Event-Verarbeitung.

8. Model-View-Controller-Pattern (MVC)

Das Model-View-Controller-Pattern trennt die Anwendung in drei Hauptkomponenten:

  • Model: Die Daten und Geschäftslogik.
  • View: Die Präsentation und Benutzeroberfläche.
  • Controller: Die Logik, die die Interaktion zwischen Model und View steuert.

Beispiel: In einer Webanwendung könnte das Model die Datenbankabfragen durchführen, die View die Benutzeroberfläche darstellen und der Controller Benutzeraktionen wie das Klicken auf Schaltflächen behandeln.

Vorteile:

  • Trennung der Anliegen für eine bessere Wartbarkeit.
  • Erleichtert das Testen und Entwickeln der Komponenten unabhängig voneinander.

Nachteile:

Kann zu einer größeren Anzahl von Dateien und Code führen.

Komplexität bei der Implementierung und Koordination zwischen Model, View und Controller.

9. Blackboard-Pattern

Das Blackboard-Pattern ist ein Architektur-Pattern, bei dem mehrere unabhängige Komponenten (Agenten) auf einem gemeinsamen „Schwarzen Brett“ (Blackboard) arbeiten. Alle Agenten können das gemeinsame Datenrepository (das Blackboard) lesen und darin schreiben, um ihre Arbeit zu koordinieren. Der Prozess ist iterativ: Ein Agent stellt eine Teillösung zu einem Problem bereit, die von anderen Agenten weiter bearbeitet oder verfeinert wird, bis das gesamte Problem gelöst ist.

Beispiel: In einem Expertensystem, das eine medizinische Diagnose stellt, könnte das Blackboard die Symptome eines Patienten enthalten. Verschiedene Module (Agenten) wie ein Symptom-Analyse-Tool, ein Diagnose-Tool und ein Behandlungsempfehlungs-Tool können alle das Blackboard lesen und darauf basierend ihre jeweiligen Analysen und Empfehlungen hinzufügen.

Vorteile:

  • Sehr flexibel, da beliebige Agenten das Blackboard bearbeiten können.
  • Gut geeignet für Probleme, bei denen mehrere Lösungen in verschiedenen Phasen zusammengeführt werden müssen (z. B. Problemlösungen, die viele Expertenbereiche betreffen).

Nachteile:

  • Potenzielle Komplexität durch die Verwaltung und Synchronisation des Blackboards.
  • Kann zu Performance-Problemen führen, wenn viele Agenten gleichzeitig auf das Blackboard zugreifen.

10. Interpreter-Pattern

Das Interpreter-Pattern ist ein Pattern, bei dem eine spezielle Grammatik für die Repräsentation und Interpretation von Ausdrücken verwendet wird. In der Regel wird dieses Pattern verwendet, um eine benutzerdefinierte Sprache oder einen Parser zu implementieren. Das Pattern ermöglicht es, Ausdrücke einer formalen Sprache zu analysieren und auszuführen, indem es eine Struktur aus sogenannten „Interpreter“-Objekten verwendet.

Beispiel: Ein einfacher arithmetischer Ausdruck wie „3 + 5 * 2“ könnte mit einem Interpreter-Pattern interpretiert werden, indem der Ausdruck in eine Baumstruktur (Abstrakte Syntaxbaum, AST) umgewandelt wird. Der Interpreter würde dann durch den Baum gehen und den Ausdruck Schritt für Schritt auswerten.

Im Beispiel:

  • „+“ und „*“ sind Operatoren.
  • „3“, „5“ und „2“ sind Operanden.

Jeder dieser Teile würde durch separate Interpreter-Objekte behandelt, die ihre jeweilige Bedeutung interpretieren.

Vorteile:

  • Ermöglicht das Implementieren und Auswerten von eigenen, benutzerdefinierten Sprachen oder Ausdrucksformaten.
  • Sehr gut geeignet für die Verarbeitung von mathematischen oder logischen Ausdrücken.

Nachteile:

  • Kann schnell sehr komplex und schwer wartbar werden, besonders bei komplexeren Grammatik- oder Ausdrucksstrukturen.
  • Performance-Probleme bei der Interpretation komplexer oder verschachtelter Ausdrücke.

Abschließend lässt sich sagen, dass Architektur-Patterns eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung von Softwarelösungen spielen. Sie bieten erprobte, wiederverwendbare Lösungen für häufig auftretende Probleme und helfen dabei, Systeme effizient, skalierbar und wartbar zu gestalten. Jedes der besprochenen Patterns hat seine spezifischen Stärken und Schwächen und sollte je nach Anforderung und Kontext sorgfältig ausgewählt werden.

Ob es sich um die klare Trennung von Verantwortlichkeiten im Layered-Pattern, die Flexibilität und Skalierbarkeit im Peer-to-Peer-Pattern oder die Iteration und Koordination im Blackboard-Pattern handelt – jedes Pattern bietet wertvolle Einblicke in die Architekturgestaltung. Ebenso ermöglicht das Interpreter-Pattern die Umsetzung komplexer, spezialisierter Logik, die sich in viele Softwareprodukte integrieren lässt.

Die Wahl der richtigen Architektur-Pattern ist ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zu einer stabilen und gut wartbaren Softwarelösung. Mit einem fundierten Verständnis dieser Patterns können Entwickler und Architekten die richtigen Entscheidungen treffen und so die Grundlage für robuste und zukunftssichere Systeme schaffen.

Weitere Themen: Layers und Tiers: Der Unterschied und Wann ich (keine) Erweiterungsmethoden verwende

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