Concurrency und Parallelism

Concurrency und Parallelism

In der Informatik sind Concurrency und Parallelism (Konkurrenz und Parallelität) zwei fundamentale Konzepte, die sich auf die Ausführung von Aufgaben oder Prozessen beziehen, jedoch auf unterschiedliche Weise. Beide Konzepte sind entscheidend für die Entwicklung von Software, die auf modernen Computern mit mehreren Kernen oder Prozessoren läuft. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass diese Begriffe oft miteinander verwechselt werden, obwohl sie unterschiedliche Aspekte der Aufgabenbearbeitung ansprechen. Eine tiefere Betrachtung und ein detailliertes Verständnis beider Konzepte helfen, ihre Bedeutung und Anwendung in der Praxis zu erkennen.


1. Konkurrenz (Concurrency)

Konkurrenz ist die Fähigkeit eines Systems, mehrere Aufgaben (Prozesse oder Threads) so zu organisieren und zu verwalten, dass sie über die Zeit hinweg Fortschritte machen können, auch wenn sie nicht unbedingt gleichzeitig ausgeführt werden. Es handelt sich dabei nicht um die gleichzeitige Ausführung, sondern um die Verwaltung von Aufgaben, die miteinander konkurrieren, um begrenzte Ressourcen wie CPU-Zeit, Speicher oder I/O-Kapazitäten.

Grundprinzip der Konkurrenz

  • Nicht zwingend gleichzeitige Ausführung: In einem System mit Konkurrenz werden mehrere Aufgaben möglicherweise zu verschiedenen Zeiten ausgeführt, jedoch so, dass sie den Eindruck erwecken, gleichzeitig abzulaufen.
  • Zeitscheiben und Kontextwechsel: In Systemen mit nur einem einzelnen Prozessor oder Kern erfolgt die „Simultaneität“ durch schnellen Wechsel zwischen Aufgaben, sodass jede Aufgabe eine eigene Zeitspanne zugewiesen bekommt (eine sogenannte Zeitscheibe). Der Prozessor wechselt ständig zwischen den Aufgaben (auch als Kontextwechsel bekannt), sodass der Benutzer das Gefühl hat, dass mehrere Aufgaben gleichzeitig ausgeführt werden.

Merkmale der Konkurrenz

  1. Multitasking: Die Fähigkeit eines Systems, mehrere Aufgaben zu verwalten, unabhängig davon, ob sie gleichzeitig ausgeführt werden. Hierbei geht es um die Verwaltung von Ressourcen und das effiziente Handling von Wartezeiten, z.B. bei I/O-Operationen (z.B. Dateizugriff oder Netzwerkanfragen).
  2. Asynchrone Ausführung: Bei der Konkurrenz wird oft asynchrone Programmierung verwendet, bei der Aufgaben in Warteschlangen eingereiht werden und das System in der Lage ist, Aufgaben zu unterbrechen und fortzusetzen, wenn externe Ressourcen (wie Daten von einer Festplatte oder ein Netzwerk-Request) verfügbar sind.
  3. Koordination und Synchronisation: Bei konkurrierenden Systemen, bei denen mehrere Prozesse oder Threads um dieselben Ressourcen konkurrieren, ist Synchronisation notwendig, um Konflikte zu vermeiden (z.B. Race Conditions oder Deadlocks).

Typische Anwendungen der Konkurrenz

  • Web-Server: Ein Web-Server verwaltet viele Anfragen gleichzeitig, verarbeitet diese aber nacheinander oder über verschiedene Zeitspannen hinweg.
  • Benutzeroberflächen (GUIs): Moderne grafische Benutzeroberflächen ermöglichen die Interaktion mit dem Benutzer, während im Hintergrund Aufgaben wie Dateizugriff oder Netzwerkanfragen bearbeitet werden.

Beispiel

Angenommen, ein Web-Server empfängt mehrere HTTP-Anfragen. Der Server hat einen einzelnen Thread und kann nur jeweils eine Anfrage gleichzeitig verarbeiten. Statt jedoch eine Anfrage vollständig zu bearbeiten und dann die nächste zu verarbeiten, wechselt der Server zwischen den Anfragen, basierend darauf, welche gerade Daten anfordert oder auf Daten wartet. Während eine Anfrage auf eine Datenbankantwort wartet, kann der Server mit einer anderen Anfrage fortfahren.


2. Parallelität (Parallelism)

Parallelität ist das Konzept der gleichzeitigen Ausführung von mehreren Aufgaben. Im Gegensatz zur Konkurrenz, bei der Aufgaben abgewechselt ausgeführt werden, beschreibt Parallelität die tatsächliche gleichzeitige Ausführung von Aufgaben. Diese Aufgaben werden in der Regel auf verschiedenen Prozessoren oder Kernen ausgeführt, was zu einer realen Beschleunigung der Ausführung führt.

Grundprinzip der Parallelität

  • Gleichzeitige Ausführung: Parallelität erfordert mehrere Verarbeitungseinheiten (z.B. mehrere CPU-Kerne, Prozessoren oder sogar Rechner in einem Cluster), die Aufgaben gleichzeitig ausführen.
  • Aufgabenzerlegung: Für die parallelisierte Ausführung muss eine Aufgabe in kleinere Teilaufgaben zerlegt werden, die dann unabhängig voneinander bearbeitet werden können. Die Herausforderung liegt darin, diese Aufgaben effizient zu verteilen und die Kommunikation und Synchronisation zwischen den Teilen zu minimieren.

Merkmale der Parallelität

  1. Verarbeitungseinheiten: Um Parallelität zu erreichen, benötigt man ein System mit mehreren Prozessorkernen oder -einheiten, die mehrere Threads gleichzeitig ausführen können. In einem Mehrkernprozessor können Threads gleichzeitig auf verschiedenen Kernen laufen.
  2. Daten- und Taskparallelismus: Es gibt zwei Hauptarten der Parallelität:
    • Datenparallelismus: Große Datenmengen werden in kleinere Datenblöcke aufgeteilt, die parallel verarbeitet werden. Ein Beispiel wäre das Durchführen der gleichen Berechnung auf mehreren Datenpunkten gleichzeitig.
    • Taskparallelismus: Verschiedene, unabhängige Aufgaben werden gleichzeitig ausgeführt. Eine Aufgabe wird in kleinere, unabhängige Sub-Aufgaben unterteilt, die dann parallel verarbeitet werden.
  3. Skalierbarkeit: Parallelität bietet die Möglichkeit, die Rechenleistung durch das Hinzufügen weiterer Prozessoren oder Kerne zu skalieren. Bei gut designten parallelen Programmen kann die Leistung nahezu linear mit der Anzahl der verwendeten Kerne skalieren.

Typische Anwendungen der Parallelität

  • Wissenschaftliche Berechnungen: In der Forschung werden große Datenmengen oft parallel verarbeitet, um schnelle Ergebnisse zu erzielen.
  • Datenbankabfragen: Bei großen Datenbanken können parallele Abfragen dazu beitragen, die Antwortzeiten zu verkürzen.
  • Simulationssoftware: In Bereichen wie der Wettervorhersage oder der physikalischen Simulation werden Modelle parallel berechnet, um komplexe Aufgaben schneller zu lösen.

Beispiel

In einem rechenintensiven Algorithmus zur Bildbearbeitung kann das Bild in mehrere Segmente unterteilt werden, und jedes Segment wird von einem eigenen Prozessor bearbeitet. Sobald alle Prozessoren ihre Berechnungen abgeschlossen haben, werden die Ergebnisse zusammengeführt.


Unterschiede zwischen Konkurrenz und Parallelität

  1. Zielsetzung:
    • Konkurrenz ist darauf ausgerichtet, mehrere Aufgaben zu verwalten und auszuführen, während der Prozessor zwischen diesen wechselt. Es geht um effizientes Ressourcenmanagement und Optimierung der Ausführungszeit durch paralleles Warten.
    • Parallelität ist darauf ausgelegt, mehrere Aufgaben gleichzeitig auszuführen, um die Gesamtverarbeitungszeit zu minimieren.
  2. Technische Anforderungen:
    • Konkurrenz erfordert in der Regel nur einen einzelnen Prozessor oder Kern und kann auch auf Systemen mit nur einem Prozessor effizient umgesetzt werden (indem Zeit aufgeteilt wird).
    • Parallelität erfordert mehrere Prozessoren oder Kerne, um echte gleichzeitige Ausführung zu ermöglichen.
  3. Verwaltung der Aufgaben:
    • Konkurrenz: Aufgaben werden nacheinander abgearbeitet, aber das System wechselt oft zwischen ihnen, um Fortschritt zu erzielen.
    • Parallelität: Aufgaben werden gleichzeitig bearbeitet und dabei auf verschiedene Ressourcen (Kerne, Prozessoren) verteilt.
  4. Anwendungsbeispiel:
    • Konkurrenz eignet sich hervorragend für Systeme, die mit vielen wartenden Operationen (wie I/O-Operationen) umgehen müssen, wie z.B. Web-Server, Datenbanken oder GUIs.
    • Parallelität eignet sich für rechenintensive Aufgaben wie wissenschaftliche Berechnungen, Bildverarbeitung oder Maschinenlernen, bei denen große Datenmengen schnell verarbeitet werden müssen.

Konkurrenz und Parallelität in der Praxis

In der realen Welt überschneiden sich diese beiden Konzepte häufig. So kann ein System sowohl konkurrierende als auch parallele Techniken verwenden:

  • Kombination von Konkurrenz und Parallelität: In modernen Systemen mit mehreren Kernen werden Anwendungen oft so entwickelt, dass sie sowohl Konkurrenz als auch Parallelität kombinieren. Zum Beispiel könnte eine Anwendung mehrere Threads verwenden, um Aufgaben asynchron zu verwalten (Konkurrenz), und diese Aufgaben dann auf mehreren Prozessoren gleichzeitig ausführen (Parallelität).
  • Beispiel aus der Praxis: Ein Web-Server kann konkurrierende Threads verwenden, um Anfragen zu verwalten. Jeder Thread könnte eine bestimmte Anfrage bearbeiten, während die Server-Software zwischen ihnen wechselt (Konkurrenz). Gleichzeitig könnten verschiedene Teile der Datenverarbeitung in parallelen Threads ausgeführt werden, die auf mehreren Prozessoren oder Kernen laufen (Parallelität).

Ist Multithreading Concurrency oder Parallel?

Multithreading kann sowohl als Konkurrenz (Concurrency) als auch als Parallelität (Parallelism) angesehen werden, abhängig von der spezifischen Implementierung und der Systemarchitektur.

  1. Multithreading als Konkurrenz: In Systemen mit nur einem Prozessor oder einem einzelnen Kern erfolgt das Multithreading hauptsächlich als Konkurrenz. Hierbei werden mehrere Threads verwaltet, aber nicht gleichzeitig ausgeführt. Stattdessen wechselt der Prozessor zwischen den Threads, sodass es den Eindruck erweckt, dass sie gleichzeitig laufen. Dies wird durch Zeitscheiben und Kontextwechsel erreicht, bei denen der Prozessor jeweils nur einen Thread zur Ausführung zulässt, aber schnell zwischen den Threads wechselt, um ihre Fortschritte zu koordinieren.In diesem Fall geht es darum, wie das System mehrere Threads effizient verwaltet und ihnen Zeit auf einem einzelnen Prozessor zuweist. Obwohl die Threads nicht gleichzeitig ausgeführt werden, können sie scheinbar gleichzeitig ausgeführt werden, indem der Prozessor ständig zwischen ihnen wechselt.
  2. Multithreading als Parallelität: In Systemen mit mehreren Prozessoren oder Kernen kann Multithreading tatsächlich als Parallelität betrachtet werden. Hier werden mehrere Threads gleichzeitig auf verschiedenen Kernen oder Prozessoren ausgeführt. Jede Aufgabe oder Teilaufgabe eines Programms wird einem separaten Thread zugewiesen, der dann parallel mit anderen Threads läuft. Dies führt zu einer echten gleichzeitigen Ausführung der Threads, was die Gesamtlaufzeit eines Programms verringern kann. In diesem Fall erfolgt die Ausführung der Threads gleichzeitig, und die tatsächliche Parallelität wird durch die Hardware (mehrere Kerne oder Prozessoren) ermöglicht.

Multithreading kann sowohl in einer konkurrierenden als auch in einer parallelen Form auftreten. Es ist Konkurrenz, wenn es auf einem einzelnen Prozessor oder Kern ausgeführt wird, und Parallelität, wenn es auf mehreren Prozessoren oder Kernen ausgeführt wird.

Fazit

  • Konkurrenz ist eine Strategie zur effizienten Verwaltung von Aufgaben, indem sie so organisiert wird, dass sie scheinbar gleichzeitig laufen, ohne dass tatsächlich mehrere Prozessoren erforderlich sind. Es handelt sich mehr um das Management der Aufgaben und weniger um deren Ausführung.
  • Parallelität ist die gleichzeitige Ausführung von Aufgaben, die in kleinere, unabhängige Teile aufgeteilt werden, die dann auf mehreren Prozessoren oder Kernen ausgeführt werden. Es handelt sich um die Wirkliche gleichzeitige Bearbeitung von Aufgaben, die Leistung verbessern soll.

Beide Konzepte sind entscheidend für die Leistungssteigerung von Software und Anwendungen, insbesondere in modernen Systemen, die auf paralleler Verarbeitung und effizienten Ressourcennutzung angewiesen sind.

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