Python ist bekannt für seine Lesbarkeit, Klarheit und Einsteigerfreundlichkeit. Doch auch wenn man denkt, die Sprache gut zu kennen, tauchen immer wieder neue Möglichkeiten auf, die man bislang übersehen hat. In diesem Beitrag stelle ich dir 10 unbekannte Python-Funktionen vor, die deinen Code nicht nur eleganter machen, sondern auch Zeit sparen und die Performance verbessern können.
Diese Funktionen sind häufig in der Standardbibliothek versteckt oder wirken unscheinbar – entfalten aber große Wirkung, wenn du weißt, wie du sie einsetzt.
1. Der Name Python kommt nicht vom Tier
Viele glauben, dass Python nach der gleichnamigen Schlange benannt wurde. Tatsächlich geht der Name auf die britische Comedy-Serie Monty Python’s Flying Circus zurück. Guido van Rossum, der Erfinder von Python, wollte etwas Kurzes, Einprägsames und Humorvolles. Dieses kreative Denken spiegelt sich auch in vielen der unbekannten Python-Funktionen wider – sie sind nicht immer offensichtlich, aber sehr wirkungsvoll.
2. __future__
: Zukunftsfunktionen schon heute nutzen
Mit dem Modul __future__
kannst du moderne Sprachfeatures bereits in älteren Python-Versionen aktivieren. Ein bekanntes Beispiel ist die Verwendung von print()
als Funktion in Python 2, was eigentlich erst ab Python 3 Standard ist. Durch den Import von print_function
aus __future__
konntest du diese neue Syntax schon früher verwenden. Gerade bei Legacy-Code oder Migrationen ist das eine der nützlichsten unbekannten Python-Funktionen.
3. Alles ist ein Objekt – wirklich alles
Eine der grundlegenden, aber oft übersehenen Eigenschaften von Python ist, dass alles ein Objekt ist – auch Funktionen, Klassen und sogar Module. Das bedeutet, du kannst Funktionen wie Variablen behandeln, sie als Argumente übergeben oder in Listen speichern. Das öffnet die Tür für funktionale Programmierung, dynamische Funktionserstellung und viele weitere fortgeschrittene Techniken. Diese Fähigkeit zählt definitiv zu den unbekannten Python-Funktionen, die deinen Code flexibler machen.
4. Der Global Interpreter Lock (GIL)
Wenn du mit Threads in Python arbeitest, stößt du früher oder später auf den sogenannten GIL – den Global Interpreter Lock. Er sorgt dafür, dass immer nur ein Thread zur Zeit Python-Bytecode ausführt. Das vereinfacht die Speicherverwaltung, begrenzt aber die Performance bei paralleler Verarbeitung. Viele Entwickler wissen gar nicht, warum ihre Multi-Threading-Lösungen nicht schneller laufen – hier ist der GIL oft die Ursache. Auch das gehört zu den versteckten Mechanismen in Python, die man kennen sollte.
5. Negative Indizes: Einfach von hinten zählen
In Python kannst du mit negativen Indizes von hinten auf Listen, Strings oder andere sequenzielle Objekte zugreifen. liste[-1]
gibt dir zum Beispiel das letzte Element. Diese Funktion spart dir zusätzliche Schleifen und macht deinen Code deutlich kürzer. Für viele ist das eine dieser kleinen, aber feinen unbekannten Python-Funktionen, die man erst kennenlernt, wenn man sie zufällig irgendwo sieht – und danach nie wieder vergisst.
6. Type Hints: Klare Typangaben ohne Zwang
Seit Python 3.5 kannst du sogenannte Type Hints verwenden. Sie geben an, welche Datentypen eine Funktion erwartet und zurückliefert. Das hat keine Auswirkung zur Laufzeit, verbessert aber die Lesbarkeit, Wartbarkeit und Zusammenarbeit im Team. Du kannst auch Tools wie mypy
verwenden, um deinen Code statisch zu überprüfen. Type Hints gehören für viele fortgeschrittene Entwickler inzwischen zum Standard – für andere sind sie noch eine dieser unbekannten Python-Funktionen, die viel Klarheit schaffen.
7. Magische Methoden (Dunder-Methoden)
Python bietet dir die Möglichkeit, Standardfunktionen wie +
, ==
oder str()
für eigene Objekte zu überschreiben. Das geschieht über sogenannte magische Methoden, z. B. __add__
, __eq__
oder __str__
. Wenn du z. B. __add__
definierst, kannst du zwei Objekte deiner Klasse mit +
addieren. Diese Art von Funktionalität ist extrem mächtig und macht deinen Code sehr „pythonisch“. Trotzdem bleiben magische Methoden für viele eine der unbekanntesten Python-Funktionen, obwohl sie fest zur objektorientierten Programmierung in Python gehören.
8. Zen of Python: Die Philosophie der Sprache
Wenn du in der Python-Konsole import this
eingibst, erscheint der Zen of Python – eine Sammlung von 19 Leitsätzen zur Gestaltung von gutem Python-Code. Sätze wie „Simple is better than complex“ oder „Readability counts“ geben dir eine klare Vorstellung davon, worauf es beim Programmieren mit Python ankommt. Auch das ist eine eher versteckte, aber inspirierende Funktion – eine der philosophischen unbekannten Python-Funktionen, die dir helfen kann, besseren Code zu schreiben.
9. Der Walrus-Operator :=
Mit Python 3.8 wurde der sogenannte Walrus-Operator eingeführt. Er erlaubt es dir, innerhalb eines Ausdrucks eine Variable zuzuweisen. Besonders nützlich ist das in Bedingungen oder Schleifen, in denen du sonst doppelt rechnen oder prüfen müsstest. Ein typisches Beispiel:
pythonKopierenBearbeitenif (anzahl := len(liste)) > 10:
print(f"Liste hat zu viele Einträge: {anzahl}")
Der Walrus-Operator ist noch relativ neu und wird deshalb oft übersehen – ein klassischer Fall von unbekannter Python-Funktion, die aber schnell zur Routine werden kann.
10. Einfache Webserver mit nur einem Befehl
Wenn du mal schnell eine Datei oder ein Verzeichnis teilen willst, kannst du mit dem Befehl python -m http.server
einen lokalen Webserver starten. Das ist besonders nützlich beim Testen von Webanwendungen oder beim lokalen Zugriff auf HTML-Dateien. Kein zusätzlicher Server, keine Konfiguration – einfach und direkt. Für viele gehört auch dieser Trick zu den unbekannten Python-Funktionen, die im Alltag einen echten Unterschied machen.
Fazit: Mehr Produktivität durch versteckte Möglichkeiten
Die vorgestellten unbekannten Python-Funktionen zeigen, wie viel Potenzial in der Sprache steckt – oft jenseits der Standard-Tutorials und Einsteigerkurse. Sie machen deinen Code klarer, performanter und oft auch eleganter. Wenn du regelmäßig mit Python arbeitest, lohnt es sich, diese Funktionen zu kennen und bewusst einzusetzen.
Ob du negative Indizes nutzt, den __future__
-Import einsetzt oder Typannotationen verwendest – es sind oft die kleinen Dinge, die dich vom „guten“ zum „sehr guten“ Python-Entwickler machen. Speichere dir diesen Artikel am besten ab oder teile ihn mit Kolleginnen und Kollegen. Denn Wissen über unbekannte Python-Funktionen ist nicht nur spannend – es macht dich auch produktiver.
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